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IT'S GREAT TO SUCK AT SOMETHING

Emilio Previtali

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Santini

In den letzten 15 Jahren ist der Laufsport für mich eine Art fixe Idee geworden. Ich laufe vier Mal die Woche und im Winter trainiere ich entschieden häufiger auf den Beinen als auf dem Sattel. Das liegt daran...

In den letzten 15 Jahren ist der Laufsport für mich eine Art fixe Idee geworden. Ich laufe vier Mal die Woche und im Winter trainiere ich entschieden häufiger auf den Beinen als auf dem Sattel. Das liegt daran, dass ich außer dem Radsport und dem Tourenski, meinem ursprünglichen Sport, den Triathlon liebe. Total. Die IRONMAN-Triathlons sind zu meiner wichtigsten sportlichen Passion geworden und inzwischen die einzigen Wettkampfevents, an denen ich teilnehme. Ich trainiere regelmäßig die Langdistanz, mache kurze und schnelle Einheiten, Gangarten, Ausdauer, Intervalltraining, technische Arbeit auf der Bahn, um die Effizienz meines Bodenkontakts zu verbessern. Ich habe Hunderte Euro in Laufschuhe mit Carbon-Mittelsohle jeder Art, Größe und Form investiert, um meine Laufgeschwindigkeit zu verbessern. Ich habe sogar die Schuhe gekauft, mit denen Eliud Kipchoge die Zwei-Stunden-Schwelle im Marathonlauf unterschritten hat – auch wenn ich sie nie trage, weil es mir peinlich wäre.

Und dennoch hat es nichts gebracht. Ich laufe schlecht.

Ich bin wirklich ein sehr mäßiger Runner, und das war schon immer so. Auf Italienisch wird ein Läufer wie ich als tapascione bezeichnet, einer, der langsam und schlecht läuft, mit wenig Anmut und Stil. Dennoch bin ich ein guter, ein wirklich guter Radfahrer, bei den Triathlons, an denen ich teilnehme, passiert es häufig, dass ich in der Radeinheit die beste Zeit in meiner Kategorie fahre. Ich schwimme gut, ich fahre sehr gut Rad, ohne zu forcieren, und wenn dann die finale Laufeinheit dran ist, finde ich mich mit den besten Sportlern meiner Altersklasse im Rennen wieder. Und da geht das Drama los. Während ich laufe, werde ich von allen anderen Mitkämpfern mit doppelter Geschwindigkeit überholt, Männer oder Frauen, mager oder übergewichtig, jünger oder älter als ich. Eine echte Qual!

Aber ich gebe nicht auf.

Der Triathlon kam 1980 zufällig in mein Leben. Eines Tages kam mein Vater völlig erschöpft nach Hause, weil er einen ganzen Tag lang laufen und radfahren trainiert hatte. Er hatte in einem kleinen Artikel im Corriere della Sera die Nachricht gelesen, dass auf Hawaii ein verrückter Wettkampf mit 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und einem abschließenden Marathonlauf mit 42 km ausgetragen wurde. Er wollte den Triathlon auf seine Art ausprobieren, in einem ganz persönlichen Training, wobei er die Distanzen „auf Sicht“ reduzierte – „um mir über die Schwierigkeiten klar zu werden“, rechtfertigte er sich gegenüber meiner wütenden Mutter und mir. Ich war damals 13 Jahre alt und sein bevorzugter Gefährte bei sportlichen Unternehmungen. In den zwei Tagen nach jenem Monster-Training lag mein Vater mit hohem Fieber im Bett, und das war das einzige Mal in seinem Leben, abgesehen von seiner schweren Krankheit am Ende, dass er nicht zur Arbeit ging.

Meine persönliches Abenteuer mit dem Langdistanz-Triathlon begann dagegen 1993, vor fast dreißig Jahren. Mein Vater war vier Jahre zuvor plötzlich an Krebs gestorben. Davor war ich in meinem Leben nie ernsthaft gelaufen: Skilaufen, Klettern, Schwimmen und viel Radfahren waren meine Sportarten. Auf dem Weg nach Embrun fiel mir ein Banner auf, das den Embrunman ankündigte – einen der härtesten Wettkämpfe der Welt mit Ironman-Distanzen, mit 5500 Metern D+ Aufstieg auf den Col d’Izoard. Ich fuhr aus Neugier hin, denn ich wollte life sehen, was für verrückte Athleten, wie mein Vater, dort teilnehmen würden. Im Jahr danach, mit 25 Jahren, war ich selbst dabei und bereit für den Startschuss.

Ich kam problemlos ans Ziel und begann seitdem begeistert, an weiteren und immer mehr Wettkämpfen teilzunehmen – bis heute habe ich rund vierzig Rennen über die längste Distanz absolviert, so dass ich die Qualifikation für den Ironman World Championship in Kona für 2023 errang. Das ist nichts Heroisches, denn ich habe die Qualifikation nicht im Feld mit einem Sieg in meiner Altersklasse errungen: Es ist eine Art Auszeichnung für die Karriere durch das IRONMAN Legacy Program. Die Organisatoren bieten damit den hartnäckigsten, geduldigsten Athleten eine Chance, nach einer bestimmten Zahl an Rennen mindestens einmal im Leben am Finale auf Hawaii teilzunehmen – dort, wo alles begann.

Mehrfach hatte ich die Qualifikation knapp verpasst, einmal sogar wegen nur 14” Sekunden Vorsprung des Konkurrenten in meiner Altersklasse, das war eine enorme Enttäuschung. Beim Aufruf der Sportler für die Slots blieb ich mit trockenem Mund und einem riesigen Kloß in der Kehle mitten im Raum stehen. Ich war der erste der ausgeschlossenen Teilnehmer. Dennoch, mit Höhen und Tiefen habe ich nie aufgehört, daran zu glauben und es zu versuchen, und habe Wettkämpfe mit IRONMAN-Distanzen fast überall in der Welt absolviert. Es hat Spaß gemacht, es ist eine lebenslange Erfahrung, ein Anreiz, dranzubleiben und mich zu verbessern, der nie obsessiv wurde.

Es mag dumm klingen, aber am Ende bin ich froh, dass es mir – bis jetzt – nie gelungen war, mich mit einem Sieg in meiner Altersgruppe für das Finale zu qualifizieren. Wenn es mir problemlos gelungen wäre, hätte ich vielleicht etwas anderes angefangen, und so dagegen bin ich immer noch dabei, begeistert und motiviert.

Im November werde ich beim IRONMAN Arizona am Start sein, und dann im nächsten Sommer, vor dem Finale in Kona im Oktober, versuche ich noch einmal, zum x-ten Mal, mich zu qualifizieren. Ich werde versuchen, das perfekte Rennen zu laufen, so wie ich es ein Leben lang erträumt habe, mit einem perfekten Marathon, der nur in meiner Fantasie existiert und der mir nie gelungen ist. Es gibt Sportler, die trainieren, um am Rennen teilzunehmen, und andere, die an Rennen teilnehmen, um zu trainieren, sich lebendig zu fühlen, motiviert zu bleiben: Ich gehöre zu dieser zweiten Kategorie. Ich werde versuchen, mich im Feld zu qualifizieren, und beim Aufruf für die Slots würde ich gern antworten können: „Danke, für das Finale in Kona bin ich schon qualifiziert“ und meinen Platz dem Sportler nach mir in der Rangliste überlassen. Das ist mein Traum, jemand anderem die Chance zu überlassen, die ich nie erreichen konnte, und mich an seinem unerwarteten Glück zu freuen.

Warum sollte ich weiter auf etwas drängen, was mir nicht gelingt, werdet ihr fragen? Warum sollte ich weitermachen mit dem Triathlon und dem Lauftraining, um mich zu verbessern, wenn ich nie ein wahrer Runner sein werde?

Weil es wunderbar ist, in etwas nicht so gut zu sein und dennoch weiterzumachen, weil es einem egal ist.

Es gibt ein Buch von einem Bergsteiger, Lionel Terray, mit dem Titel „Die Eroberung des Unnützen“. Es ist ein berühmtes Buch, das ich schon in jungen Jahren gelesen habe und das nicht nur meine Vorstellungswelt, sondern die von vielen Bergsteigern in aller Welt geprägt hat. Etwa in der Mitte des Buches steht dieser Absatz:

„Wo sollten wir also hingehen? Können wir sagen, dass wir uns selbst wirklich kennen? Wir sind auf der Jagd nach Abenteuern. Es geht uns nicht um den Erfolg, wir sind auf der Suche nach stundenlanger, intensiver Qual – und Glücksgefühlen. Was uns interessiert, ist der Kampf, nicht die Eroberung. Wir steigen auf, aber wir meiden die ausgetretenen Pfade und die bekanntesten Gipfel – unser Reich ist das Unnütze. Wir wollen die Zweifel und das Ungewisse der ersten Bergsteigerpioniere spüren und sehen dabei auch die Möglichkeit zu scheitern.“ Lionel Terray – Die Eroberung des Unnützen

So sehe ich das auch: Mich interessiert nicht der Sieg und auch nicht die Eroberung, ich bin im Wettkampf mit mir selbst, nicht mit den anderen. Ich bin auf der Suche nach einem Gemütszustand, einem Gefühl, einer Art, mein ganzes Leben ins Gleichgewicht zu bringen, meine sportliche Performance dient mir als Entschuldigung, um meine Ausdauer zu stärken, zu lernen, dranzubleiben, jedes Mal zu versuchen, mich zu verbessern. Die IRONMAN-Wettkämpfe sind nur ein Vorwand, eine Chance, sich zusammen mit anderen in einem kollektiven Spiel zu messen. Wenn ich mich umsehe, habe ich den Eindruck, dass viele von uns so denken. Vielleicht deshalb fühlen sich die Teilnehmer an den IRONMAN-Triathlons als Teil von etwas Größerem, einer Gemeinschaft, denn das, was sie vereint, ist nicht ein sportliches Ziel, das sie erreichen wollen, sondern eine tief gehegte Sehnsucht.

Was ein Sportler erträumt, der bei einem IRONMAN antritt – ob er ihn in unter 8 oder in 17 Stunden zu Ende bringt – ist die Möglichkeit, ein besserer Mensch zu werden. Wenn euch jemand sagt, dass ein IRONMAN nichts für euch ist, weil er zu anspruchsvoll ist, hört nicht auf ihn und stürzt euch hinein. Es lohnt sich wirklich.

Emilio Previtali
Der frühere Bergsteiger und Profiskisportler Emilio Previtali begeistert sich in gleichem Maße für Radsport, Triathlon und das Schreiben. Er hat einige der höchsten Berge der Welt mit Telemark-Skiern und Snowboard bezwungen und ist Herausgeber der Zeitschrift Rouleur Italia. Mit 54 Jahren rasiert er sich regelmäßig umstandslos die Beine, ohne dass ihn das in Verlegenheit bringt, und hegt noch die Hoffnung, den Everest mit Skiern zu bewältigen und am Ironman Hawaii teilzunehmen.
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